Am Dienstag ist der internationale Tag der Elektrosensibilität. Hotspots, WLAN und Mobiltelefonie sind inzwischen überall präsent. Was für den einen Luxus, Spaß und Zeitvertreib ist, kann für den anderen zur Qual werden: stundenlange Kopfschmerzen, ein Ziehen in der Stirn, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, Schlaf- und Energielosigkeit, innere Unruhe und inneres Vibrieren, Schwindel, Koordinationsstörungen, Ohrgeräusche und Herzrhythmusstörungen. Wissenschaftler, Ärzte und Baubiologen schätzen die Zahl der Elektrohypersensiblen bereits auf 20 Prozent der Bevölkerung – rund 16 Millionen Menschen allein in Deutschland.
Die meisten Erkrankten kennen selbst die Ursache für ihre Beschwerden lange nicht. Ihnen wird ärztlicherseits zu Schmerz- und Psychotherapien geraten – meist ohne Wirkung auf die Symptomatik. Selbstzweifel machen sich breit, denn Lebensqualität und Leistungsfähigkeit sind stark beeinträchtigt – bis hin zur Arbeits- und Wohnungslosigkeit. Bei manchen ist es der niederfrequente Hausstrom, bei den meisten jedoch die hochfrequente Funkstrahlung. Gewissheit kann eine Auszeit in funkarmem Gebiet bringen - innerhalb von Stunden, spätestens nach ein paar Tagen sind die Symptome verschwunden.
Alle Lebewesen sind elektrosensibel, Körperzellen kommunizieren mittels elektrischer Signale - medizinisch messbar mithilfe von EEG und EKG. Die künstlich erzeugten, gepulsten Wellen von Funk und WLAN jedoch führen in den Zellen zu oxidativem Stress. Wer jahrelang täglich Handy oder Smartphone nutzt, dazu Tag und Nacht WLAN ausgesetzt ist und womöglich dicht an einem Funkmast wohnt, ist bereits gefährdet, elektrohypersensibel zu werden.
2016 hat die Europäische Umweltakademie die "EMF-Leitlinie zur Prävention, Diagnostik und Therapie EMF-bedingter Beschwerden und Krankheiten" herausgegeben. Die Diagnostik von EHS soll dadurch auch Haus- und Fachärzten außerhalb der Umweltmedizin möglich sein. Dennoch haben es EHS in Deutschland schwer – sei es beim Werben für eine Reduzierung des WLANs beim dem Chef oder beim Nachbarn im Mehrparteienhaus. Sie laufen Gefahr, als weltfremd oder paranoid dazustehen, weil die Aufklärung über die Gefahren des Mobilfunks zu wünschen übriglässt. In Zypern laufen staatlicherseits TV-Aufklärungsspots, in Schweden hat man Rechtsanspruch auf einen strahlungsfreien Arbeitsplatz. Das Europaparlament forderte 2009 die Mitgliedsstaaten dazu auf, "dem Beispiel Schwedens zu folgen und Menschen, die an Elektrohypersensibilität leiden, […] einen angemessenen Schutz und Chancengleichheit zu bieten". Elektrosensible brauchen dringend Wohnraum ohne Funkbelastung und WLAN-freie Bereiche in öffentlichen Einrichtungen sowie in Bus und Bahn. Anstatt die nachgewiesenen Zusammenhänge weiter zu negieren, ist es an der Zeit, Elektrosensible als hilfreiche Frühwarner zu betrachten und gesundheitsverträgliche Technologien für drahtlose Kommunikation zu etablieren.
Infos unter diagnose-funk.org/
Weitere Informationen unter
E-Mail: ehs-darmstadt@posteo.de