Teil 6
In der Serie "Kükentagebuch" berichten wir über die Zucht des diesjährigen Hühnerjahrgangs der alten Hühnerrasse "Deutsche Sperber", die Dr. Helga Marie Huber im Kleintierzuchtverein Marxheim (KZV) züchtet.
Woche 9 - 15
In der 9. Lebenswoche, die Küken werden ab diesem Alter als Junghennen und Junghähne bezeichnet, steht der Umzug aus dem Kükenstall in ein großes Doppelhaus mit größeren Außengehegen an. "Die Vorbereitungen für diese Umsiedlung ist der aufwändigste Teil meiner Hühnerzucht und -haltung – und das ist für jeden neuen Hühnerjahrgang erforderlich" merkt die Züchterin an. "Zunächst werden die älteren Hühner in andere Gehege umgesiedelt. Die freigewordenen Ställe werden gesäubert, desinfiziert und frisch gekalkt, in den Außengehegen wird die gesamte Schicht verschmutzten Sandes abgetragen und neuer Sand aufgefüllt.
Wenn die Jungtiere etwa 12 - 15 Wochen alt sind, folgt der schwierigste Teil meiner Hühnerzucht, denn auch das Schlachten gehört dazu. Bei der Rassegeflügelzucht werden selbstverständlich alle Küken aufgezogen, denn erst mit etwa 2,5 – 3 Monaten lässt sich sicher beurteilen, inwieweit die Tiere dem Rassestandard entsprechen. Diesen möglichst genau einzuhalten trägt mit zum Erhalt der alten, stark gefährdeten Hühnerrasse bei. Bei der Zucht der Deutschen Sperber erhält man stets etwa die gleiche Anzahl weiblicher und männlicher Tiere. 9 bis 12 Junghennen, die problemlos zusammen gehalten werden können, benötige ich für die Zucht des nächsten Jahrgangs, aber nur 2 bis 3 Junghähne. Auch wenn inzwischen immer mehr Leute in ihren Hausgärten Hühner halten, werden doch meistens wegen des befürchteten Ärgers mit Nachbarn Hennen ohne Hahn gehalten. Die Nachfrage für Junghennen konnte ich in diesem Jahr gar nicht ganz erfüllen, aber nur für 2 Junghähne fand sich ein Käufer.
Das Thema Hühner schlachten ruft oft selbst bei Personen, die Fleisch essen, Erstaunen oder vielmehr Entsetzen hervor. Und was entgegne ich dann? Die Deutschen Sperber habe ich mir auch deshalb ausgesucht, weil es sogenannte Zwiehühner sind, d.h. die Hennen sind gute Eierlegerinnen mit etwa 180 Eiern pro Jahr und es sind Hühner, die auch Fleisch ansetzen. Ich tue alles dafür, dass meine Hühner ein gutes Leben haben. Aber Nutztiere müssen auch geschlachtet werden: überzählige Junghähne, aber erst zu einem Zeitpunkt, zu dem sie aufgrund ihres Körpergewichtes auch unserer Ernährung dienen, ältere Hähne, die nicht mehr zur Zucht eingesetzt werden können und ältere Hennen, wenn sie keine Eier mehr legen. Selbstverständlich werden die Tiere fachgerecht entsprechend den Tierschutzvorgaben möglichst schonend und nach Betäubung getötet – auch wenn es sehr schwer ist: aus Respekt vor meinen Tieren mache ich auch dies möglichst selbst. Aber in jedem Hühnerjahrgang gibt es auch einzelne Tiere, meistens die besonders Zutraulichen, die mir sehr ans Herz gewachsen sind – dafür halte ich eine altersgemischte Gruppe, die Gnadenbrot erhält."