Die Rekommunalisierung der Strom- und Gasnetze ermöglicht auch der VG Wörrstadt, die Energiewende aktiv vor Ort zu gestalten. Als kompetenter Partner war die Energieagentur Rheinland-Pfalz mit im Boot.
Da 2011 und 2012 die bestehenden Gas- und Stromkonzessionsverträge ausliefen, starteten die Verantwortlichen frühzeitig mit ersten Überlegungen zur Rekommunalisierung. Bürgermeister Markus Conrad: "Wir wollten auch als Verbandsgemeinde im Bereich der Energieversorgung und der Energiewirtschaft stärker gemeinschaftlich tätig werden, wie ja Städte schon lange mit ihren Stadtwerken wirtschaftlich tätig sind."
2009 wurden die auslaufenden Konzessionen im Bundesanzeiger ausgeschrieben. Die VG Wörrstadt hatte sich 2013 letztendlich für das Beteiligungsmodell entschieden mit erfahrenen Netzbetreibern als Partnern. Über den 2012 als Kooperation von Verbandsgemeinde und allen verbandsangehörigen Ortsgemeinden (ohne Stadt Wörrstadt) gegründeten Energie- und Servicebetrieb Wörrstadt (AöR) ist die Kommune nun mit 51 Prozent an der Gasnetzgesellschaft und mit 50 Prozent an der Stromnetzgesellschaft beteiligt.
"Durch die neuen und erweiterten Gestaltungsmöglichkeiten kann die Rekommunalisierung dazu beitragen, unsere ökologischen und klimapolitischen Ziele zu erreichen", sagt Bürgermeister Conrad. Weiterhin ergeben sich für Kommunen meist finanzielle Vorteile, da sie nun am wirtschaftlichen Erfolg teilhaben. Conrad erläutert: "Betriebswirtschaftlich war die Rekommunalisierung ein klarer Erfolg. Wir generieren Gewinne, die wir zum Teil der Werterhaltung zuführen und die zum Teil zur Finanzierung anderer Projekte dienen, wie beispielsweise WLAN-Hotspots oder Projekten im Bereich Elektromobilität. Außerdem profitieren wir auch von den hier anfallenden Gewerbesteuern. So generieren wir regionale Wertschöpfung."
Wie zukunftsfähige Geschäftsmodelle aussehen könnten, ist Inhalt des Expertengesprächs "Netze, Speicher, Sektorkopplung: Wie geht 100 % Erneuerbar", das die Energieagentur Rheinland-Pfalz am 18. Februar 2021, 15.30 Uhr bis 17.00 Uhr als Online-Veranstaltung durchführt.
"Wir können die Rekommunalisierung anderen Kommunen klar empfehlen. Allerdings müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, wie beispielsweise eine Konzessionsneuvergabe, Treiber in der Gemeinde und die Finanzierung", resümiert Karl-Heinz Greb, Vorstand des ESW. "Die Machbarkeit ist immer stark von den Gegebenheiten vor Ort und dem Geschäftsmodell abhängig. Daher ist für jede Kommune eine individuelle, sorgfältige und wirtschaftlich solide Überprüfung der Chancen und Risiken notwendig", rät Michael Hauer, Geschäftsführer der Energieagentur Rheinland-Pfalz.
Die Verbandsgemeinde Wörrstadt hat ihre Erfahrungen auf dem Weg zur Rekommunalisierung in einem Bericht zusammengefasst, der anderen Kommunen als Handlungsleitfaden dienen kann. Den Bericht können Sie von der Website www.vgwoerrstadt.de downloaden.